Mein Wunsch ist, eine zauberhafte Gestalt
aus ihrem Aschenbrödel-Dasein
herauszuführen
Sie hat es verdient
Ihre graziöse Dynamik,
derer sie fähig ist, macht sie zum
vollkommensten aller Körper, doch verborgen
unter dem nur augenfälligen Ebenmaß, raffiniert versteckt
an einer einzigen Stelle, konnte sie ihre 1001 Geheimnisse bisher
dem entzaubernden Zugriff der Physiker entziehen
Lange habe ich gezögert - Jetzt bin ich sicher
Niemand wird ihr ihren Zauber rauben
Sie ist die Quelle allen Zaubers
W. D.
Ihr Name ist
DORN TORUS
DORNTORUS (1) DORNTORUS 2
Cher Michel
Weltbild
Natur-Verständnis
Engramme
Dorntorus
Erinnerungs-Intermezzo
zurück zum Dorntorus
Gedankensprünge ??
Die Vertreibung der Leere
Puercallis
Gedanken-Sprünge !!
es hagelt Katzen
A wie Adlerhorst,wie Abrollinie und A wie Alpha
Gedanken zur Zeit ...
... zur Lichtgeschwindigkeit ...
... zur Plankschen Konstanten ...
... zu Alpha, nochmal ...
... zum Weinberg-Winkel ...
Pocalis Ermita S.A. - Jardin Tropical
... und zum Rest der (Torus-)Welt
Epilog : Italiener? Ettore?
Die folgenden Aufschriebe entspringen
- bis auf einen Traum - authentisch Erlebtem.
Sie waren - und sind - bestimmt für meinen Freund
Michel Dominetti. (Namen leicht verändert)
Er ist ein bemerkenswerter Mensch: Korse von Geburt, kam er mit der, wie er meint, Engstirnigkeit seiner
Landsleute nicht zurecht. Es zog ihn in die Ferne, er genoß eine, zwar nicht akademische, doch umfassende Ausbildung, wurde gefördert von klugen Leuten, die sein Genie erkannt hatten, arbeitete sich mit besessenem
Enthusiasmus und unermüdlichem Fleiß in die verschiedensten und schwierigsten Fachgebiete ein, reiste viel und weit, sah und erlebte viel in der Welt, spricht mehrere Sprachen fließend, auch deutsch. In den
unterschiedlichsten Berufen, die ich gar nicht alle kenne, verdiente er sich ein kleines Vermögen. In Afrika, zum Beispiel, war er eine Zeit lang Großwildjäger, doch - bezeichnend für ihn - nicht eine einzige Trophäe hat er in
seinem späteren Haus in Solmeto ausgestellt. Lediglich das imposante Gehörn eines korsischen Widders ziert den Eingang. Laura hat er mitgebracht aus Afrika, Australierin, Tochter eines damaligen UN-Botschafters, als er in
mittleren Jahren zur Einsicht gelangte, daß es zu den spannendsten Erlebnissen der Beschwernisse des Reisens nicht bedarf. Er besann sich seiner geistigen Interessen, baute für die Familie - zwei Töchter und einen Sohn hat
er - ein wunderschönes Haus in fantastischer Lage mit Blick über den Golfo di Valinco und auf das gegenüberliegende Propriano. Aber er fand keine Freunde. Erst bedauerte er dies ein wenig, lachte dann aber in
souveräner Weise darüber, stellte fest, daß er die gar nicht brauchte, kaufte für sich ein großes Stück Land - Cagliata, eine ganze Landschaft mit Hügeln, Tälern, Bächen, einer Meeresbucht, Cala Tonca. Sein dortiges
Steinhaus renovierte er eigenwillig, stopfte es voll mit Büchern. Er war glücklich. Glücklich bei seiner Familie, glücklich mit sich in seiner Einsiedelei.
Hier war es, wo ich ihn kennenlernte, wo Orchidee und ich ihn das erste Mal trafen. Wir machten damals - 10 Jahre ist es her - in Touristenmanier eine Fahrradreise rund Korsika, campierten auch ein paar Tage in Cala Tonca.
Beim Aufziehen eines schweren Gewitters suchten wir Schutz in einer nahen Scheune, trafen dort den Bergbauern, der etliche Tiere und landwirtschaftliches Gerät versorgte. Ohne viel Worte wies er uns statt der
Scheune ein altes massiv gebautes Häuschen zu. Wir sollten es uns bequem machen, uns ruhig an den Lebensmitteln bedienen, die hier lagerten. Aus den Kisten wählte er eine Flasche Wein aus, stellte sie auf den
niedrigen Tisch: Sartene, die von uns vor allen anderen bevorzugte Sorte! Zu allem Überfluß holte er noch, ohne daß wir auch nur mit einem Wort danach gefragt hätten, eine Anzahl frischer Eier, so daß wir die Möglichkeit
hatten, unseren zuvor erlegten Tintenfisch zu panieren. Die Nacht sollten wir hier verbringen und ihm am nächsten Morgen beim Frühstück Gesellschaft leisten. - Uns verschlug es die Sprache. - Keinesfalls war es unsere
Urlaubsstimmung, die dann tags darauf einen fühlbaren Funken gegenseitigen Interesses überspringen ließ. Wir erkannten: Michel ist ein außergewöhnlicher Mensch!
Bei unserem nächsten Aufenthalt in Korsika - ich betrieb nebenberuflich ein kleines Touristikunternehmen und flog gelegentlich Passagiere dorthin - riefen wir ihn an, luden ihn als Revanche für seine Gastfreundschaft zu einem
Rundflug über seine Besitzungen ein. Sofort war er mit Laura und Sohn zur Stelle, freute sich sichtlich, uns wiederzusehen und nahm uns anschließend mit in sein Haus in Solmeto. Laura bereitete ein Festmahl, er erzählte
aus seinem Leben. Auch er war viel mit Kleinflugzeugen geflogen während seiner Zeit in Afrika und wir fachsimpelten über die Fliegerei. Die Freundschaft begann, sich zu festigen. Ich wunderte mich in keiner Weise
über seine detaillierten Fachkenntnisse auch in Gebieten der modernen Naturwissenschaften und auch nicht über sein ungewöhnlich differenziertes Weltverständnis, so souverän und selbstverständlich ging er damit um, gerade
als würde er täglich an wissenschaftlichen Gesprächsrunden teilnehmen.
Unsere weiteren - häufigen - Aufenthalte in Korsika nutzten wir nach Möglichkeit zu einem Besuch bei ihm. Die
Freundschaft entwickelte sich zu einem mir völlig neuen Erlebnis: sie entpuppte sich als ausgeprägte Seelenverwandtschaft mit unglaublich kongruenten Denkinhalten. Allzuoft verblüffte Michel mich mit seiner
offensichtlichen Gabe des Gedankenlesens. Und manchmal staunte er selbst über sich. Bei unserem letzten Besuch, über vier Jahre zurück, überraschte er uns mit der Ankündigung, demnächst wegzuziehen, alles wieder zu
verkaufen und sich in Australien - Lauras Heimat - niederzulassen. Das Problem, das er mit seinen Landsleuten hatte, nagte doch wohl mehr an ihm, als er bereit war zuzugeben. Seinen Kindern wollte er wenigstens eine
offene Umgebung und einen weiten Horizont bieten, so sagte er. - Ganz selbstverständlich meldeten wir unseren Besuch an, sobald er uns mitteilte, wo sein neues Zuhause sei. Der Brief kam, und Orchidee und ich machten uns auf den
Weg - per Segelyacht.
Den im folgenden abgedruckten Brief an Michel - allzu persönliches ist weggelassen - habe ich vor kurzem (Anm.:
inzwischen ist es einige Jahre her) als Computerdiskette (damit er per Übersetzungs-Software bequemer lesen konnte) nach Australien geschickt. Er kam zurück an meine Postadresse, geöffnet zwar - der australische Zoll ist
recht penibel -, aber unverändert. Ich schickte meinem Freund und Postverwalter in Deutschland per Computerfax eine Kopie des Originals zum Vergleich: „files are identical“. Anderes fand er nicht per „dir a:“ und hidden files
waren nicht registriert in der FAT. Also benutzte er die Diskette für eigene Zwecke, berichtete aber bei meinem nächsten Anruf, doch noch per Zufall eine Datei gefunden zu haben namens „?elier.doc“, eine bereits gelöschte
also. „Sofort wiederherstellen!“ war mein aufgeregter, spontaner Ausruf. Zu spät - überschrieben - inzwischen sogar umformatiert für seinen Macintosh - unwiederbringlich verloren! Ich Esel, warum hatte ich ihn nicht auf
diese Möglichkeit hingewiesen!?
Wofür steht das Fragezeichen? belier, delier, relier, ...? BELIER! Widder! Michels Familienwappen ist das
Widdergehörn! Gut, der Kontakt ist zumindest wieder hergestellt nach vier Jahren. Ich schreibe ihm einen neuen, kurzen Brief, bitte um Anruf in Deutschland. Der Brief kommt ungeöffnet zurück: „Addressee unknown / moved“ ist
darauf gestempelt. Ich schicke einen weiteren Brief mit der dringenden Bitte an die Poststelle, ihn nachzusenden. Er kommt zurück. „Addressee unknown“, moved ist durchgestrichen.
Kurzentschlossen besorge ich mir ein Visum, fliege nach Brisbane, miete einen Wagen, fahre noch am selben Tag nach Woombye. Keine Spur der Dominettis! Ich will nicht aufzählen, was im folgenden ich alles unternehme,
irgendein Lebenszeichen Michels und seiner Familie zu erhalten. Kein Hinweis! Nichts bei allen Poststellen in der Umgebung, kein Farmer kennt sie, unbekannt bei Behörden, in Woombye, Gympie, Brisbane, Sydney, Canberra ...
Nichts!! Als seien sie nie hier gewesen. Tag um Tag lasse ich mir Neues einfallen, wie man Vermißte in solch einem riesigen Land aufspüren könnte. Ohne jeden Erfolg! Viel zu lange forsche ich. Ich muß zurück. Die Hurrikan-Saison
steht unmittelbar bevor und jeden Tag können Orchidee und das Schiff in akute Gefahr geraten. Einmal noch fahre ich nach Woombye, besteige den Mount Beerwah. Auf dem Gipfel, in der Mitte des felsigen Plateaus, in einer Art
Feuerstelle mit kreisförmig angeordneten Steinen, liegt ein Widderhorn - ein linkes.
Michel, was treibst Du für ein häßliches Spiel mit mir? Wohin, zum Teufel, bist Du abgedriftet? - Ich gebe auf,
fliege zurück. Orchidee ist wohlauf, das Schiff in Ordnung - ich bin es nicht.
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